Was bedeutet E-Mobilität eigentlich für Reifen?

von | 28. Okt. 2021

Elektro-Antriebe werden ein immer größeres und wichtigeres Thema auf den Straßen. Doch welche Anforderungen bringt die E-Mobilität eigentlich für die Reifen mit – insbesondere in Sachen LKW und Busse?

Jahr für Jahr steigt die Zahl der elektrisch betriebenen Autos auf deutschen Straßen. Ladesäulen findet man in großen Städten immer öfter und auch im Bereich der Nutzfahrzeuge wird zunehmend an alternativen Antriebsarten gebastelt.

Allerdings bedeutet ein elektrischer Antrieb nicht nur, dass eine andere Art von Motor den Wagen anschiebt oder dass man ab sofort die Lade- statt der Tanksäule aufsucht. Die Umstellung auf „Elektro“ hat auch Auswirkungen auf den Rest eines Fahrzeugs – beispielsweise auf die Reifen.

Mit dem Aufkommen der neuen Elektromodelle steht auch die Reifenentwicklung vor neuen Herausforderungen. Im Continental-Podcast „Runde Sache“ äußerten sich die Reifen-Experten Daniel Bäuning (Produktentwicklung PKW) und Michael Koch (Entwicklung Bus- und LKW-Reifen) mit interessanten Einblicken zu der Thematik.

Neue Bedingungen durch E-Mobilität

Grundsätzlich gilt: Ein Reifen, der auf einem Verbrenner angebracht ist, wird nicht unbedingt den Bedingungen eines E-Wagens gerecht: „Durch den Elektroantrieb ändern sich die Anforderungen an den Reifen“, erklärte Bäuning: „Im Wesentlichen geht es um den Reifenabrieb, um den Rollwiderstand der Reifen und um die Geräusche, die der Reifen erzeugt.“

Ein interessanter Faktor: Aufgrund der Batterietechnologie sind E-Autos oft ein Stück schwerer, als vergleichbare Verbrenner-Modelle. Das gilt sowohl für PKW, als auch für LKW: „Das ist auch der Grund, warum E-Autos in der Regel mit einem höheren Reifenfülldruck gefahren werden“, so Bäuning. Das allerdings wirkt sich auf den Abrieb der Reifen aus – worauf man in der Entwicklung reagiert: „Wir passen die Materialien und Reifenkonstruktion an, damit wir abriebfester werden.“

Auch dem Rollwiderstand muss besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Denn: Je höher der Widerstand, desto stärker auch der Energieverbrauch eines Wagens: „Ein geringer Energieverbrauch ist immer Umwelt- und Geldbeutel-schonend. Bei Elektroautos ist das Thema ganz besonders wichtig, weil man damit die elektrische Reichweite verlängern kann“, so Bäuning.

Gerade im Bereich der Nutzfahrzeuge ist der Rollwiderstand entscheidend, erklärt Koch: „Weil er extreme Auswirkungen auf den Energieverbrauch und damit auf die Reichweite der Fahrzeuge hat. Man darf nicht vergessen, dass elektrisch angetriebene Nutzfahrzeuge auch bis zu zwei Tonnen schwerer unterwegs sein dürfen. Das heißt: Auch die Traglast der Reifen muss höher sein.“

Diesen speziellen Anforderungen müssten die Reifen gewachsen sein. Mehr zum Thema „E-LKW“ lest ihr übrigens hier. 

Insbesondere das Thema der „Rekuperation“ ist dabei ein wichtiger Faktor, erklärt Koch: „Jeder, der schonmal ein E-Auto gefahren ist, weiß, sobald man vom Gas geht, dass das Auto automatisch abbremst oder verzögert. Das ist die Rekuperation. Im Endeffekt wird die Bremsenergie zurückgewonnen und damit die Batterie geladen, damit die Reichweite des Fahrzeugs steigt“, so Koch: „Nun musst du dir aber vorstellen: Du hast einen 27 Tonnen schweren Gelenkbus, der durch Hannover oder eine andere große Stadt fährt. Der wird im Endeffekt nur noch über eine Achse gebremst. Das führt dazu, dass die Reifen auf der Antriebsachse extremen Belastungen ausgesetzt sind, was dazu führt, dass das Abriebsverhalten wesentlich höher ist. Das sind schon spezielle Anforderungen, die von der Elektromobilität an unsere Reifen gestellt werden.“

Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, wird der Reifen in der Entwicklung neu betrachtet und penibel getestet: „Wenn wir das Abriebsverhalten optimieren wollen, sehen wir uns die chemische Zusammensetzung der Gummimischung an, aber auch die Profilgestaltung“, erklärt Bäuning: „Wir nutzen dann verschiedene Konstruktionsparameter, insbesondere beim Stahlgürtel, um den Reifen so zu optimieren, dass er in seinem Optimum läuft.“

Der Vorteil des Ganzen: „Unser Credo ist: Wenn ein Reifen auf einem E-Fahrzeug funktioniert, funktioniert er auch auf einem Verbrennerfahrzeug, weil die E-Fahrzeuge aktuell die schärferen und anspruchsvolleren Fallumgebungen darstellen“, so Koch.

Ein wichtiger Faktor bei E-Motoren ist natürlich die Aufladung. Ein mögliches Konzept: Die eHighways, die LKWs beim Fahren laden sollen.

Ist der Umstieg auf einen Elektrowagen für euch eine Option? Wie seht ihr die neuen Entwicklungen auf dem Markt? Erzählt es uns in den Kommentaren!

Fotonachweis: © Adobe Stock Mike Mareen | scharfsinn86

Ist E-Mobilität eine Option für euch?

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