Vom Alltag einer Nutzfahrzeug-Werkstatt und wie man Schäden vermeidet

von | 28. Nov. 2022

Wie sieht eigentlich die Arbeit in einer LKW-Werkstatt aus? Wir haben uns mit Thoralf Matz von der Firma Kluck Fahrzeugbau in Garbsen zusammengesetzt, um einen kleinen Einblick zu bekommen. Wir sprachen über den Alltag einer Werkstatt, Schäden am Fahrzeug und wie man solche besser verhindern kann.

Zahlreiche Fahrzeuge auf dem Hof, große Werkstätten in denen fleißig geschraubt wird und ein vollgepacktes Auftragsbrett: Auf dem Gelände der Firma Kluck Fahrzeugbau geht es geschäftig zu.

Das alteingesessene Unternehmen war, wie der Name schon sagt, ursprünglich im Bereich Fahrzeugbau tätig, bewegte sich über die Jahre aber immer mehr in Richtung Reparatur von Nutzfahrzeugen über 7,5 Tonnen: „Heute machen wir nur noch gelegentlich spezielle Neubauten, zu 95 % sind es jetzt Reparatur und Wartung“, erklärt uns Thoralf Matz im Gespräch.

Ein Großteil der Kundschaft fährt regelmäßig auf den Hof von Kluck, etwa 75 % der Aufträge kommen von Stammkunden aus der Umgebung oder solchen, die oft in Hannover und Umland zu tun haben.

„Am Tag machen wir im Schnitt 22 neue Aufträge“, erklärt Thoralf Matz. Darunter sind Arbeiten, die nur eine knappe Stunde dauern, aber auch solche, für die man mehrere Wochen veranschlagen muss. 

Die Art von Aufträgen ist breit gefächert und nur rund ein Viertel der Aufgaben ist konkret planbar: Wartungen, gesetzliche Abnahmen wie Hauptuntersuchungen, Zwischenuntersuchungen, Sicherheitsüberprüfungen – für solche Arbeiten kann man Termine im Voraus festlegen: „Das macht aber insgesamt am Tag, wenn es gut läuft, eher 25 % aus. Den Rest wissen wir morgens noch gar nicht – das sind halt Sachen, die beim Kunden kaputt gehen“, so Matz. Ist das Fahrzeug spontan nicht mehr in der Lage, die Werkstatt anzufahren, wird auch Pannenhilfe „außer Haus“ durchgeführt. 

Im Bereich Nutzfahrzeuge kann es schnell zu Schäden kommen, die möglichst schnell behoben werden müssen. Oft müssen enge Zeitpläne eingehalten werden und jeder Schaden kann zum handfesten Problem für die Fahrer werden. Fehlermeldungen, Luftverlust, streikende Bremsen oder gar ausfallende Kühlsysteme können eine Weiterfahrt unmöglich machen – dann muss die Werkstatt ran.

Zwei Arten von Schäden sieht man in der Werkstatt leider geradezu standardmäßig: „Ein typischer Schaden, den man jeden Tag sieht, ist Vandalismus“, erklärt Matz: „Schnitte bei Planenaufliegern, wo Leute abends gucken, was drin ist, ob man was klauen kann.“

Hier kann man als Fahrer relativ wenig tun, außer zu versuchen, möglichst sichere Rastplätze anzufahren.

Bei der zweiten typischen Art handelt es sich derweil um „Anfahrschäden“, so Matz: „Gerade im Heckbereich, beim Rampen-Andocken“ würde es immer wieder zu Problemen kommen. Als LKW-Fahrer findet man sich oft in Situationen wieder, in denen man das große Fahrzeug auf engem Raum rangieren muss. Auf den überfüllten Rastplätzen ist das ebenfalls ein Problem, so Matz: „Da ist auch nicht viel mehr Raum.“

Wie kann ich Schäden verhindern?

In vielen Fällen kann man nichts für Schäden am Fahrzeug. Allerdings gibt es viele Details, die man beachten kann, um nicht so oft in die Werkstatt zu müssen. Wir haben bei Thoralf Matz nachgefragt, worauf man besonders achten sollte, um Schäden zu vermeiden.

Ein wichtiger Faktor ist dabei schlicht Aufmerksamkeit: „Es gibt wirklich doofe Rampen, wo der Fahrer weniger was für kann. Aber manche fahren auch sozusagen ‚nach Gehör‘“, so Matz: „Man sollte sich nicht überschätzen, wenn man alleine rangiert. Bei uns auf dem Hof steht auch alles dicht an dicht. Wenn ich es nicht deutlich einsehen kann, steig ich aus – auch, wenn es immer der gleiche Bewegungsablauf ist. Es kann immer eine Nuance anders sein“, betont er. Indem man sich eine Minute nimmt und zur Sicherheit nochmal schaut, wie es gerade um den Platz beschaffen ist, kann man viele kleinere Schäden vermeiden – auch wenn es unbequem ist. 

Man sollte Schäden nicht gleichgültig in Kauf nehmen – nicht am eigenen, und schon gar nicht an fremden Fahrzeugen: „Es kann gar nicht ausbleiben, dass mal was kaputt geht. Aber ich finde, wenn ich was kaputt mache, sollte ich auch dahinter stehen und sagen ‚ich hab Mist gebaut‘“, so Matz. 

Zudem sollte man gut auf sein Fahrzeug hören: „Das ist wie bei einem selbst: Wenn es einem körperlich nicht gut geht, sollte man vielleicht einen Arzt aufsuchen. Wenn der dann sagt, geh einfach mehr spazieren, dann ist es gut. So wie jeder mit sich selbst umgeht, sollte man auch mit der Technik umgehen“, erklärt Matz. Bedeutet: Fühlt sich etwas am Wagen nicht richtig an, stellt man beispielsweise ein ungewohntes Geräusch fest, sollte man lieber bei der Werkstatt vorbeischauen, anstatt die Warnzeichen zu ignorieren. 

Das meiste, was schleichend beginnt, entwickelt sich zu einem größeren Fehler. Der dann, wenn es bei der Fahrt richtig doll wird, zu einem kapitalen Schaden von mehreren Tausend Euro führen kann“, betont Matz: „Wenn irgendwo etwas klappert, klackert, rattert, wo ich sag: Das war gestern noch nicht – dann ist es meist nicht ratsam, weiterzufahren. Dann sollte man entweder selber gucken oder in die Werkstatt fahren.“

Auch Warnmeldungen im System sollte man nicht ignorieren, die Abfahrtkontrolle sollten Fahrer ebenfalls ernst nehmen. Und stellt man Probleme fest: Nicht auf die lange Bank schieben, sondern handeln, bevor sie größer werden. 

 

Was bedeutet die vielfältige Arbeit für die Mitarbeiter?

Es gibt unzählige Arten von Nutzfahrzeugen, und mindestens ebenso vielfältig sind die Varianten von Schäden, die ein solches Fahrzeug davontragen kann. 

In der Werkstatt bedeutet das eine ganze Bandbreite von Aufgaben, die von verschiedenen Mitarbeitern abgedeckt werden muss. „Wir bilden den Mechatroniker Nutzfahrzeuge und den Metallbauer Fachrichtung Fahrzeugbau aus“, erklärt Matz. 

Hier überschneiden sich die Aufgaben nur zum Teil: „Wenn es um eine reine Bremse oder Bremsscheiben geht, das haben schon immer beide Berufsgruppen gemacht. Aber das driftet dann auseinander. Sobald wir eine Kupplung am Motorwagen machen, ist das Mechatroniker-Arbeit, in dem Moment wo einer gegen den Baum gefahren ist und das gerichtet und geschweißt werden muss, ist das Fahrzeugbauer-Arbeit“, so Matz. 

Neben der rein handwerklichen Arbeit ist außerdem ein gutes, elektronisches Verständnis von Nöten – denn die technische Weiterentwicklung stand in den letzten Jahren nicht still: „Viele grundsätzliche Arbeiten, wie eine Plane oder Bremse – das ist nach wie vor das Gleiche. Was anders geworden ist, ist die Elektronik“, erklärt der Fachmann: „Das, was an Sensorik, gerade im Abgasbereich oder auch bei den Kranen reingekommen ist, ist schon umfangreich.“

Somit muss man also auch gut mit einem Rechner arbeiten können: „Man muss analysieren, Diagnosen erstellen“, beschreibt Matz die Aufgaben: „Das macht das Berufsbild auch komplexer: Zum einen hab ich meine großen, schweren, dreckigen Teile, wo man was in Armen und Beinen braucht, um das heben und tragen zu können. Zum anderen braucht man aber auch immer mehr technisches Verständnis, um diesen elektronischen Bereich bedienen zu können. Das Fahrzeug hat nun mal beides.“

Zudem muss Zeit in Schulungen investiert werden, um letztlich mit den Werten aus den Diagnosen arbeiten zu können. Insgesamt, so Matz, sorgt die Entwicklung der Technik und Sensorik für mehr Arbeit in den Werkstätten – aber eben auch mehr Aufträge. Oft erfordern Warnmeldungen im System eines Fahrzeugs mittlerweile den Gang zum Mechaniker: „Für die Werkstätten ist der Vorteil, dass es mehr Arbeit gibt, weil es ohne sie nicht geht. Zum anderen ist es aber auch anspruchsvoller.“

Neben der Technik spielt auch der Kontakt mit Fahrern eine Rolle. Nicht nur, dass die LKW-Branche grundsätzlich von Zeitdruck geprägt ist, in Deutschland fahren auch LKW aus aller Welt internationale Touren: „Durch die vielen, unterschiedlichen Sprachen, die hinter dem Lenkrad gesprochen werden, kann es manchmal zu Kommunikationsproblemen kommen – wobei wir relativ international besetzt sind“, erklärt Matz. 

Insgesamt ist der Arbeitsalltag in einer Nutzfahrzeug-Werkstatt als bemerkenswert vielseitig zu beschreiben: Zahlreiche unterschiedliche Aufgaben, eine Kombination aus Technik und Geschick sowie unterschiedlichste Kunden prägen das Berufsbild.

Fotonachweis: © KLUCK Fahrzeugbau

Habt ihr schon größere Schäden am LKW gehabt?

2 Kommentare

  1. Ich will gerade meinen LKW aufbauen lassen und dann im Anschluss natürlich möglichst viele Schäden verhindern. Es beruhigt mich zu hören, dass man in vielen Fällen nichts für Schäden am Fahrzeug kann. Danke für den Tipp, sich nicht zu überschätzen, wenn man alleine rangiert.

    https://www.fahrzeugbau-kunath.de/kunath-fahrzeugbau/dresden/

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  2. Man sollt wirklich sehr sensibel dem Fahrzeug gegenüber sein. Besonders wenn man wichtige Produkte transportiert. Bei Aufbauten für die Kühlung ist das sehr wichtig. https://www.messerer.at

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