Post-Abenteuer im Gebirge: „Da machst du im Winter halt die Schneeketten drauf“

von | 23. Sep. 2021

Seit bald 29 Jahren fährt Barbara unermüdlich von Haushalt zu Haushalt, um Briefe, Pakete, Zeitungen und Heftchen an ihre Empfänger zu liefern. Kein Wunder, dass da einiges an ungewöhnlichen Erlebnissen zusammenkommt – zumal Barbara aus dem Örtchen Seebach mit dem Gebirge auch nicht unbedingt die einfachste Umgebung hatte, was Lieferungen angeht.

Ab zur Zentrale, Briefe und Pakete in Reihenfolge der zu beliefernden Straßen einladen, hinter’s Steuer setzen und, nun ja, „ab die Post“: So kann man den ganz grundsätzlichen Arbeitsalltag von Postbotin Barbara wohl zusammenfassen.

100 bis 110 Pakete lädt die langjährige Fahrerin am Tag in ihren E-Transporter von der Post. Dazu kommen zahlreiche Briefe und andere Dokumente, die den Weg an ihr Ziel suchen: „In den Kasten passt unglaublich viel rein“, erzählt Barbara gut gelaunt über ihren Wagen: „Ich find’s als Arbeitsgerät absolut cool. Die Arbeitshöhe ist toll, mit den Paketen. Perfekt zum Be- und Entladen.“

Im Oktober 1992 begann Barbara mit der Arbeit bei der Post, nachdem sie zuvor im Sportgeschäft, bei der Automontage, im Verkauf, in einer Glashandlung und in einer Buchbinderei gearbeitet hatte. Nun sind es bald 29 Jahre, die sie als Postbotin verbracht hat: „Los ging es zu Fuß, dann bekam ich ein Postrad. Danach gab es einen Postroller und irgendwann kam der Wagen.“

Von Vehikel zu Vehikel wurde Barbaras Arbeitsgerät immer größer – was aber auch den steigenden Anforderungen der vergangenen Jahre entspricht: „Vor 30 Jahren hattest du vier, fünf Pakete. Da wurden sogar noch Stadtbezirke zu Fuß gemacht. Aber das ist mit der Menge nicht mehr möglich.“

Kein Wunder: Schließlich haben Online-Shops dafür gesorgt, dass deutlich mehr Pakete durch die Weltgeschichte gondeln, als das früher der Fall war.

Schnee und Eis – eine Herausforderung

Mittlerweile beliefert Barbara einen kleinen Stadtbezirk mit etwa 600 Haushalten am Tag. Doch lange Zeit lang war sie in ihrem Wohnort Seebach unterwegs – ein kleines Dörfchen, mitten im Gebirge. Und aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Wer Touren in bergigen Orten wie Seebach nicht gewohnt ist, hat hier eine ganz schöne Herausforderung vor sich.

Doch für Barbara ist das alles kein Problem. Kein Wunder, sie hat schließlich auch jede Menge Übung: „Ich war sieben Jahre lang im Gebirge, da hatte ich einen Caddy. Da machst du im Winter halt die Schneeketten drauf, geht dann nicht ohne“, erzählt sie. So schnell hält Barbara nichts auf.

Dass der Arbeitsalltag in so einer Umgebung aber doch nochmal was anderes ist, als beispielsweise in der Großstadt – das merkt man, wenn man Barbara nach Geschichten aus den letzten Jahren fragt. Denn so Themen wie kalte Witterung können in den Bergen schnell ein Problem werden – schließlich wird nicht immer überall sofort gestreut: „Vor sechs oder sieben Jahren bin ich von einem Bauernhof gefahren. Da bin ich plötzlich über eine Eisfläche rüber. Das war kein Schnee, sondern gefrorenes Eis auf einem Waldweg. Über den floss Wasser aus einer Quelle rüber und ist über Nacht gefroren“, berichtet Barbara: „Dann ist alles weggerutscht. Ich dachte nur: ‚Okay, lass einfach. Da kannst du gar nix mehr machen‘.“

Erst mit Schneeketten und Hilfe vom Bauern eines naheliegenden Hofs kam der Wagen wieder raus aus der Misere. Und Eisflächen sind nicht das einzige Hindernis, das einem im Winter begegnen kann: „Ich bin durch eine Allee gefahren und plötzlich hat es einen Riesenknall gemacht – von einer Tanne fiel ein riesiger Eisbrocken runter. Der ist in dem Moment abgetaut, als ich drunter durch bin und hat mir die ganze Windschutzscheibe zerborsten. Das war schon ein Mega-Schock.“

Tipps für den Winter findet ihr übrigens hier.

Tierische Begegnungen

Ein anderer, überraschend großer Faktor bei der Post-Arbeit in der Gegend sind Tiere. Das Klischee von dem Hund, der Postboten nachjagt – das kann man auf dem Lande manchmal live beobachten. Sehr zum Leidwesen der Gejagten, natürlich. Doch Barbara erzählt das ganze, wie man selbst halt vom Job erzählt. Ist eben passiert: „Hundebisse gab es, aber das kennt ja jeder vom Postler“, so Barbara: „Wir haben die Hofhunde, die bei den Bauern an der Leine sind. Da muss man immer gucken, wie weit kommen die zum Briefkasten. Da hat mich mal einer gebissen. Oder ein kleiner, der mich durch die Wade gefetzt hat, als ich durch die Haustür kam.“

Zum Glück gibt es auch besser gelaunte tierische Begleiter im Post-Alltag. Barbaras Lieblingsbeispiel: Der kleine Kater „Pepe“, der sich manchmal zu ihr in den Wagen gesellt: „Der Pepe liebt einfach Autofahren. Pepe geht in jedes Auto. Der fährt auch bei den Kollegen mit“, berichtet sie von dem kleinen Star der Gegend: „Am meisten liebt er es, sich auf das Armaturenbrett zu legen. Ich nehme ihn dann fünf, sechs Häuser mit – und dann spaziert er wieder heim.“

Das mag aus Städter-Sicht auch ungewöhnlich wirken. Doch im Ort kennt man sich: Da gibt es offene Haus- und Auto-Türen, Gespräche mit Nachbarn, direkten Kontakt zu den Post-Kunden anstatt einfaches Brief-Einwerfen. Und eben auch mitfahrende Kätzchen.

„Die schönsten Sachen sind an Weihnachten“, so Barbara: „Die Kunden, wenn sie dir Schokolade schenken, oder Kaffee oder Tee. Das Schönste ist das das Feedback der Leute – wenn du da was zurückkriegst“, erzählt sie.

Eine ganz ähnliche Sichtweise hatte übrigens auch Truckerin Melanie Ridder: Die hatte im Laufe der Pandemie ähnlich viel Herzlichkeit erlebt – und würde sich das auch im normalen Alltag mehr wünschen. Den Bericht zu ihrem Alltag findet ihr hier.

In was für Gegenden fahrt ihr normalerweise? Seid ihr die Autobahn gewöhnt? Oder tourt ihr auch durch das Gebirge? Erzählt es uns in den Kommentaren!

Fotonachweis: © Barbara

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