Melanies Jahresrückblick 2020

Melanies Jahresrückblick
Nach zwölf langen Monaten zeichnet sich nun das Ende des Jahres 2020 ab. Es war ein ungewöhnliches Jahr für jeden – und auch Truckerin Melanie Ridder sah sich mit der einen oder anderen überraschenden Situation konfrontiert. Hier erzählt sie, wie sie das Jahr 2020 erlebt hat.
Hin, zurück, hin, zurück, hin, zurück – so sieht der Alltag eines Pendlers in der Kurzfassung normalerweise aus. Auch Melanie Ridder kennt dieses Konzept gut. Schließlich ist sie stets zwischen Hamburg, Bremen und Bremerhaven unterwegs, um Überseecontainer aufzuladen, zu transportieren und abzuliefern. Doch „normal“ ist nicht gerade ein Wort, dass das Jahr 2020 treffend beschreibt. Im Gegenteil. Dementsprechend ungewohnt lief auch die Arbeit für Melanie ab.
Familienzeit und Lieferservice
„Ich hätte nicht gedacht, dass es auf dem LKW so eindrücklich wird. Aber bei uns ist es sehr prägend. Im Januar und Februar hatte man nur davon gehört, da hat es unsere Arbeit noch gar nicht eingeschränkt“, erzählt Melanie. Doch dann wurde alles anders: „Im März war ich tatsächlich acht Wochen lang in Kurzarbeit. Da stand unser LKW komplett, angefangen habe ich erst wieder Ende Mai.“
Die Kurzarbeit versetzte Melanie, wie so viele andere Trucker und Menschen, auch in eine Situation, die sie in dieser Form nicht kannte. Also – überhaupt nicht: „Ich bin jemand, der keinen Urlaub macht. Ich mach’ eigentlich nur noch Brückentage und zu Weihnachten länger Urlaub. Ich bin nonstop am Arbeiten“, berichtet Melanie, die auf einmal acht Wochen lang einfach „nichts“ tun sollte. Doch gerade in den ersten Tagen war das irgendwie gar nicht so übel: „Das war anfangs eine Auszeit, die ich ziemlich genossen habe“, erzählt die Truckerin, die sich ab sofort in „ganz viele Hobbys“ stürzte. Daneben gab es Zeit für etwas Büroarbeit – und natürlich die Familie: „Ich hab viel Zeit mit meiner Tochter verbringen können. Die sieht mich normalerweise ja kaum unter der Woche“, so Melanie. Zuletzt sei dies in jungen Jahren der Fall gewesen – nun ist Melanies Tochter 15: „Sie war ja auch im ‚Home Office‘. Und wenn Mama da jeden Tag zu Hause ist – naja“, lacht die Truckerin. Doch insgesamt verstanden sich beide gut und verbrachten eine schöne, wenn auch ungewohnte Zeit.
Doch ab der fünften Woche merkte Melanie, dass ihr der LKW fehlt. Die Lösung: Einkaufsservice! Und so machte sich Melanie wieder mal ans Liefern: „Ich hab zwei ältere Pärchen, die sehr krank sind, während Corona unterstützt“, erzählt Melanie, die ab sofort für mehrere Haushalte einkaufte. Auch eine ungewohnte Aufgabe: „Wenn man für sich selber einkauft, dann weiß man ja Bescheid. Aber so ein Einkaufszettel, wo Sachen draufstehen, die man normalerweise nicht kauft, ist eine Herausforderung. Und dann heißt es ‚wenn Du noch was tolles findest, bring’ es mit‘. Das ist nicht einfach.“ Da kann aus ihrer Sicht nicht mal der Stress des Arbeitsalltag mithalten: „Wenn ich auf dem LKW sitze, das ist doch entspannter, als alles andere. Hier bin ich mein eigener Chef, hier stört mich keiner.“
Lange Wartezeiten am Terminal
Ende Mai ging es dann wieder los mit Lieferungen, einen Monat später pendelte sich fast Normalität beim Arbeitsaufwand ein. Schiffe liefen wieder im Hafen ein und Melanie bekam mehr zu tun. An den Terminals hatte sich die Situation im Vergleich zu sonst aber ein wenig verändert: „Eigentlich ist es für uns Fahrer fast besser geworden“, bilanziert sie: „In den Terminals, wo die Container gecheckt werden, müssen wir nicht mehr aussteigen. Da wird jetzt mit Computern gearbeitet, wo wir nur noch unsere Karte vorhalten“, erzählt sie. Die Abfertigungen an sich laufen technisch unterstützt schneller.
Das Problem: Auch am Terminal wird in Kurzarbeit gearbeitet: „Es ist eigentlich unheimlich wenig los im Hafen, aber man hat eine Aufenthaltszeit wie vor sieben oder acht Jahren. Normalerweise brauchte man heutzutage nur noch zwei Stunden in Hamburg – nun waren es teilweise vier. In Kurzarbeit wird Stau produziert, durch Schichtwechsel beispielsweise“, berichtet sie. Doch der technische Fortschritt ist nun da – und könnte in ruhigeren Zeiten helfen, Warteschlangen zu reduzieren: „Im Umfeld von Hamburg haben sich die Terminals Gedanken gemacht. Ich würde mich nicht wundern, wenn die in Zukunft alle umrüsten.“
„Ich hab noch nie so viel Kaffee gekriegt“
Schaut man auf das Jahr zurück, war es für kaum jemanden ein leichtes. Kann man auch etwas Positives daraus ziehen? Melanie denkt da vor allem an die Zeit im Sommer zurück: „Die Menschen gingen anders miteinander um, gerade was LKW-Fahrende betrifft. So viel Hilfsbereitschaft hab’ ich vorher noch nicht erlebt. Alles ging viel gesitteter ab“, erzählt sie von einigen Wochen, in denen jeder ein bisschen mehr auf den anderen achtete: „Der Umgang zwischen den LKW-Fahrern ist wesentlich einfacher und unkomplizierter geworden. Auch bei den Kunden: Ich hab noch nie so viel Kaffee gekriegt, überall gab es Kekse“, so Melanie. Allerdings habe sich dies in den vergangenen Wochen wieder reduziert: „Schade eigentlich. Denn die Situation ändert sich ja nicht, selbst wenn Corona weg ist.“
Ein bisschen mehr aufeinander achten, ein bisschen mehr Respekt und ein bisschen mehr Rücksicht – das klingt doch eigentlich nach guten Vorsätzen für das Jahr 2021.
Fotonachweis: © Melanie Ridder

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