Umgang mit der Krise – Tipps, um die Ruhe zu bewahren

von | 20. Apr. 2020

Die aktuelle Krise und ihre Auswirkungen machen auch vor dem Lieferverkehr nicht halt. Viele Fahrerinnen und Fahrer sind derzeit noch unterwegs und sehen sich mit einem ungewohnten Arbeitsalltag konfrontiert, der beängstigend wirken kann. Wir haben mit dem Psychologen Wolfgang Möß über Wege gesprochen, mit der Situation umzugehen.

Ungewissheit und unbekannte Probleme

Eine Ausnahmesituation, wie sie aktuell stattfindet, hat vermutlich noch niemand erlebt. Weltweit steht das öffentliche Leben zum Großteil still – die Räder vieler Lieferwägen drehen sich allerdings weiterhin. Doch gerade auf internationalen Reisen hat sich der Arbeitsalltag geändert.

Psychologe Wolfgang Möß hat sich in Einzelgesprächen mit Betroffenen ein Bild der Lage gemacht. Während viele Menschen derzeit zu Hause sind, müssen viele Fahrerinnen und Fahrer weiterhin auf Tour. Dort stehen sie vor bisher unbekannten Herausforderungen – etwa auf Liefertouren nach und durch Italien: „Auf den Straßen ist so gut wie nichts los. Das Gewusel, das man normalerweise auf der Autobahn kennt, fehlt – es ist eher wie in einer Geisterstadt“, berichtet Möß aus seinen Gesprächen. Auf den leeren Straßen geht es zwar schneller voran, allerdings wirke die Atmosphäre eher „unheimlich, surreal“. Es werde einem, auch bei Kontrollen an der Grenze, möglichst aus dem Weg gegangen. Klar, Distanz muss gewahrt werden. Die Situation kann sich aber auf das Gemüt schlagen – gerade wenn man über Ängste nachdenkt, die normalerweise eine untergeordnete Rolle spielen.

So kann es passieren, dass man auf internationalen Touren stärker auf sich allein gestellt ist als gewohnt. Viele Raststätten bieten zwar Diesel an, Proviant gibt es aber nur vereinzelt. Sanitäre Einrichtungen sind oft geschlossen. Auch Übernachtungsmöglichkeiten, etwa in Form von Motels, seien schwerer zu bekommen. Und auch die Angst vor einer Panne im Ausland ist größer als sonst – denn oft wisse man nicht, wie der Ablauf funktioniert, wenn man aktuell auf der Straße liegenbleibt.

Ängste, die mit solchen Ungewissheiten einhergehen, können die Situation zusätzlich erschweren. Dabei kommen einige mit der emotionalen Belastung besser zurecht als andere: „Es hängt sehr von der Stabilität der Persönlichkeit ab“, so Möß. Generallösungen, um mit dem Stress umzugehen, gibt es also nicht. Doch es gibt Maßnahmen, mit denen man die Situation zumindest psychisch lindern kann.

Akute Handlungsempfehlungen – was tun, wenn der Stress Überhand nimmt?

„Grundsätzlich ist man gut beraten, nicht in Panik zu verfallen und ruhig zu bleiben“, erklärt Möß. Einfach ist das natürlich nicht immer. Es stellt sich die Frage: Wie schaffe ich es, einen kühlen Kopf zu bewahren?

Zuallererst ergibt es laut Möß Sinn, sich an die Hygiene- und Abstandsvorschriften zu halten und so der Angst vor einer möglichen Ansteckung entgegenzuwirken. Dazu berichtet er aus seinen Gesprächen von einer genaueren, umfassenden Vorbereitung vor Touren. So kann man sich auf geschlossene Raststätten besser einstellen und einen Teil der Ungewissheit abtragen: „Selbstverpflegung ist eine Option. Man schaut, dass man nichts vergisst und alles dabei hat. Ausreichend Essen und Getränke, frisches Wasser zum Händewaschen“, so Möß. Auch das Einhalten der gewohnten Lenk- und Ruhezeiten sei wichtig.

Rituale können ebenfalls helfen, den Tag etwas kontrollierter zu gestalten. Das gilt gerade, wenn es um Schlaf geht: „Ein Einschlafritual kann helfen, in einen Rhythmus zu kommen – das kann Lesen sein, aber auch ein Anruf zu Hause oder Musik hören. Damit signalisiert man dem Körper, zur Ruhe zu kommen“, so Möß. Ebenfalls geeignet, um den Organismus zu beruhigen, seien klassische Atemübungen – nicht nur vor dem Einschlafen, sondern auch im Alltag. Die könne man sich ganz einfach über das Smartphone holen und auch unterwegs nutzen, wenn man unruhig wird: „Je nachdem, wo man ist, bei Spotify oder YouTube, kann man klassische Entspannungsübungen wahrnehmen. ‚Achtsamkeitsübung’, ‚Entspannungsübung’ und ‚Atemübung’ sind die Schlagworte.“

Wer mit der Situation besser zurechtkommt, kann Mitmenschen helfen, die nicht so gut mit dem emotionalen Stress umgehen können. Das gilt nicht nur auf Tour, sondern auch, wenn man aktuell mit der Familie zu Hause sitzt: „Es hilft schon, zuzuhören und sich ihnen zuzuwenden. Es geht darum zu zeigen, dass man da ist – dass man nicht allein ist.“ Das kann auch über einen Anruf bei Familienmitgliedern oder Freunden geschehen. Gerade in Zeiten, in denen Isolation und Distanz so wichtig sind, gilt es – im übertragenen Sinne – zusammenzuhalten.

Wie geht Ihr mit der aktuellen Krise um? Habt Ihr Tipps für alle, die im Moment auf Tour sind? Erzählt es uns in den Kommentaren!

Hast Du schon einmal Atemübungen zur Beruhigung ausprobiert?

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