Urlaub in Österreich und Schweiz

Der Grund, warum es vielen Menschen gelingt, in der Natur vom Stress des modernen Lebens abzuschalten, mag damit zusammenhängen, dass wir hier etwas Beständiges vorfinden, etwas, an dem wir uns emotional festhalten können. Die Probleme, mit denen wir uns tagtäglich herumschlagen müssen, verschwinden nicht, wenn wir im Schatten eines uralten Baumes stehen, dem Zirpen der Grillen lauschen oder am Meer stehen und den Blick in der Ferne verlieren – aber sie mögen uns in diesen Momenten etwas weniger gravierend erscheinen.
Diese Demut vor der Schönheit, der Größe und der Beständigkeit der Natur, die fast jeden von uns befällt und die unsere Seele ein wenig beruhigt, mag nirgendwo eindringlicher sein als in den Bergen.
Skifahren – da war doch was!
Viele denken bei Urlaub in der Schweiz und in Österreich zuallererst ans Skifahren. Aufgrund der Entwicklung der letzten Monate mag so mancher aber auch denken: lieber nicht. Denn waren es nicht Skiorte in Norditalien und Österreich, von denen aus sich das Virus, das unser Leben in den letzten Wochen und Monaten gekidnappt hat, besonders stark verbreitet hat?
Es versteht sich von selbst, dass nicht das Skifahren an sich die Ursache für die hohen Infektionsraten in Norditalien und Österreich gewesen ist – im Gegenteil: Sport ist der Gesundheit immer förderlich (und wenn es der Gesundheit nicht förderlich ist, dann ist es kein Sport).
Es war wohl eher die Kombination des geselligen Beisammenseins beim Après Ski, wo auch gerne mal ein bisschen über den Durst getrunken wird, und dass es in einem Skigebiet in aller Regel eher kalt ist. Alkohol und schon kurze Unterkühlungen schwächen das Immunsystem. Das macht es dem Virus leicht.
Das heißt im Umkehrschluss aber auch: Warmhalten, Alkohol in Maßen und vorerst auf die Partys verzichten, dann ist das Risiko beim Skifahren sicher nicht höher als anderswo.
Österreich: Wien. Sattsehen macht nicht unbedingt satt.
Paris und Rom vielleicht, aber das war es dann auch schon. Wer an Kultur und Geschichte interessiert ist, dem bieten sich weltweit nur sehr wenige Orte, die es mit Wien aufnehmen können. Wien war, und das wird hin und wieder vergessen, jahrhundertelang nicht die Hauptstadt eines charmanten, bergigen, aber eher mäßig wichtigen Landes im Herzen Europas, sondern das Zentrum eines der mächtigsten und größten Reiche der Weltgeschichte, der Habsburgermonarchie.
Es ist hier, z.B. auf der Ringstraße, schwer möglich, mehr als zwei, drei Schritte zu gehen, ohne dass einem der sprichwörtliche Hauch der Geschichte entgegenweht. Königlicher Palast, Schloss Schönbrunn, Stephansdom, Spanische Hofreitschule, Schloss Belvedere …. Die Liste ließe sich fast unendlich weiterführen.
Wiener Küche
Kultur gibt es in Wien also reichlich und besonders erwähnenswert ist mit Sicherheit die Esskultur. Das berühmteste Beispiel für die Küche der Donaumetropole ist natürlich das echte Wiener Schnitzel, für das ausschließlich Kalbsfleisch verwendet wird (anderswo ist es oft Schweinefleisch, aber dann darf es auch nur „Schnitzel Wiener Art“ heißen). Der Tafelspitz ist fast ebenso berühmt und zum Nachtisch bietet sich Kaiserschmarrn an. Wer sich den Magen dann doch noch weiter vollschlagen will, findet neben exzellentem Mokka in einem der zahllosen und teilweise hunderte von Jahren alten Kaffeehäusern auch die köstliche Sachertorte. Und um die Sache abzurunden, geht es am Ende noch zum Riesenrad im Prater.
Oder vielleicht doch lieber nicht …
Grantler
Es heißt Wien sei nicht die netteste Stadt der Welt. Tatsächlich wurde sie jüngst in die fragwürdige Riege der für Touristen unfreundlichsten Städte überhaupt gewählt.
Auf den ersten Blick mag das vielleicht begründet sein, aber wenn man sich die Mühe macht, die Menschen etwas besser kennen zu lernen, wäre auch eine andere Sicht möglich. Demnach ist die Selbstironie des Wieners einfach so ausgeprägt, dass sie übersprudelt und sich als Grant auf seine Umgebung überträgt.
Ob Grantler nun wirklich unfreundlich oder nur melancholisch und voller Selbstironie sind, mag jeder selbst entscheiden (wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte). In jedem Fall wirken die Menschen hier authentischer als andernorts, wo Touristen gerne lakaienhafte Unterwürfigkeit als Teil des Menus präsentiert wird.
Raus aus Wien
Wem Grantler und der Trubel der Hauptstadt dann doch zu viel werden, kann von dort aus gut den Nationalpark Wienerwald erreichen, wo einem zwar keine Brathühnchen in den Mund fliegen, sich in kleinen, gemütlichen Gasthöfen, umgeben von Wäldern und Seen, die Seele aber auch so gut einbalsamieren lässt.
Alternativ dazu wäre die Stadt Krems im Westen zu empfehlen, die berühmt für ihre Weinproduktion ist und sich gut als Ausgangspunkt für die Besichtigung einer der zahlreichen, an den Hängen der Donau gelegenen, Weingüter nutzen lässt.
Salzburg
Salzburg ist wahrscheinlich am bekanntesten für seinen berühmtesten Sohn, den Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart, der hier allgegenwärtig zu sein scheint. Aber auch denen, die sich nicht für klassische Musik interessieren, hat die Stadt einiges zu bieten. Die ganze Altstadt ist Weltkulturerbe und auf dem Stadtberg thront die Festung Hohensalzburg, eine der größten, vollständig erhaltenen Burgen Europas. Ansonsten lassen sich noch zahllose andere Sehenswürdigkeiten besuchen oder die berühmten Mozartkugeln kaufen.
Let it go – Eisriesenwelt
Im Tennengebirge, das von Salzburg gut zu erreichen ist, befindet sich die Eisriesenwelt, die größte bekannte Eishöhle der Welt. In den funkelnden Hallen des Anfangsteils, der den Namen Eispalast trägt und für die Öffentlichkeit im Rahmen von Führungen zugänglich ist, wird sich selbst der hartgesottenste Trucker wie Elsa die Eiskönigin fühlen.
Skifahren
Skifahren, ausgiebige Wander-, Kanu-, oder Mountainbiketouren kann man sicher auch andernorts machen, aber seien wir ehrlich: Es gibt wenige Orte auf diesem Planeten, wo sich dafür eine so beeindruckende Kulisse wie in den Alpen bietet.
Was das Skifahren in Österreich anbelangt, ließen sich zahllose Orte empfehlen. Da dieser Artikel allerdings nicht zahllose Wörter lang werden darf, hier nur drei:
Arlberg zwischen Vorarlberg und Tirol gilt als die Wiege des Skisports und ist das größte zusammenhängende Skigebiet in Europa mit über hundert Pisten. Mayrhofen in Tirol ist ein exzellentes Skigebiet, zudem findet hier jedes Jahr das „Snowbombing Festival“ statt – mehr oder weniger eine riesen Party auf Skiern und Snowboards. Und wenn sich die allgemeine Situation wieder normalisiert, hoffentlich das nächste Mal im April 2021.
Die vielen Skigebiete unterscheiden sich im Charakter und auch in Bezug auf die Preise der Übernachtungen, aber da die Auswahl in Österreich so groß ist, wird sicher jeder das richtige finden. Als Faustregel gilt: je größer die Skigebiete, desto teurer wird es meistens auch.
Obertauern im Salzburger Land wäre ein Beispiel für eine ausgezeichnete, kleinere, dafür aber auch deutlich günstigere Alternative, mit über hundert Kilometern Piste.
Schweiz
Wer sich nach all dem denkt: das ist ja nun schön und gut, aber Österreich flacht an seinen östlichen Rändern für meinen Geschmack ein wenig zu sehr ab und eigentlich hätte ich doch gerne noch ein paar mehr Berge, der wird sich in Österreichs westlichem Nachbarland, der Schweiz, bestens aufgehoben fühlen. Hohe Berge und tiefe Täler, mit noch tieferen Seen. Schon beim Autofahren kann man sich hier sattsehen. Jede Straße ist eine Panoramastraße. Die Schweiz ist also nicht nur als Reiseland, sondern auch als Durchreiseland sehr zu empfehlen.
Land und Leute
Die Städte sind schön, die Menschen auf den ersten Blick ein wenig reserviert, auf den zweiten allerdings sehr freundlich und hilfsbereit.
Mit seinen deutsch, französisch und italienisch geprägten Regionen bietet das Land eine in Europa ungewöhnliche Vielfalt in Sachen Kultur und Küche. Landschaftliche Vielfalt auf den ersten Blick dagegen weniger. Wie gesagt: Berge, Berge, Berge und wenn nicht, dann zumindest bergig.
Oh là là, Chocolat!
Im Westen der Schweiz, in den Kantonen Genf, Jura, Neuenburg und Waadt, wird Französisch gesprochen, aber davon sollten sich Urlauber nicht abschrecken lassen, in Spanien oder Italien kommt man ja auch irgendwie durch.
Sprache scheint den Charakter der Menschen zu prägen, denn so wie die Ost- und Nordschweizer charakterlich viel Ähnlichkeit mit ihren deutschen Nachbarn haben, fallen im Westen die Gemeinsamkeiten mit den Franzosen auf. Alles etwas lockerer und charmanter.
Die größte Stadt der französischsprechenden Schweiz ist Genf. Berühmt für seinen See, allerlei diplomatisches Geplänkel und Milchschokolade, die hier, so erzählt es die (schweizer) Legende, Mitte des 19. Jahrhunderts erfunden wurde. Und sollten Belgier dies lesen, müssen sie jetzt sehr stark sein. Die Schweizer Schokolade ist die beste der Welt, Ende der Diskussion. Wer sich vor der Fassade eines der zahllosen Schokoladengeschäfte in Genf oder einer anderen Schweizer Stadt wiederfindet, möchte meinen, vor einer Bank, einem edlen Herrenausstatter oder Uhrengeschäft zu stehen. Soll heißen: Schokolade ist für die Schweizer eine ernste Angelegenheit. Über hundert Hersteller machen die Wahl zur Qual.
Schwyz
Für deutschsprachige Besucher hat der nord-östliche und überhaupt der größte Teil des Landes den Vorteil, dass man sich problemlos in seiner Muttersprache unterhalten kann (mehr oder weniger, werden böse Zungen jetzt sagen). Genaugenommen ist die deutschsprachige Schweiz auch nicht deutsch, sondern alemannisch geprägt und kulturell mit Baden und Schwaben verwandt (scherzhaft betrachten einige Schweizer Baden-Württemberg auch als 27. Kanton). Solche Gemeinsamkeiten zeigen sich oft in Bräuchen und Festen, z.B. im alemannischen Karneval. Wer also mal was anderes als die rheinische Variante ausprobieren will, dem sei die Basler Fasnacht empfohlen. Um 4 Uhr morgens, am Montag nach Aschermittwoch, beginnen mit dem Morgenstreich drei Tage rauschhafter Wahnsinn am Stück.
Seen sehen
Den Bodensee am nordöstlichen Zipfel des Landes müssen sich die Schweiz mit ihren deutschen Nachbarn teilen, den nicht weit im Westen davon gelegenen Rheinfall bei Schaffhausen dagegen, den größten Wasserfall Europas, haben sie ganz für sich allein. Von dieser Gegend lohnt es sich weiter in den Süden zu reisen, wo mit Zürich und Luzern zwei Städte warten, die nicht nur zu den schönsten in Europa gehören, sondern zu allem Überfluss auch noch am Zürichsee (bzw. dem Vierwaldstättersee) gelegen sind. Die beruhigende Wirkung eines Bergsees, also die geballte Kraft aus See und Berg, muss aus medizinischer Sicht schon fast als lebensgefährlich erachtet werden.
Postkartenschweiz
In Graubünden und im Berner Oberland findet sich so was wie die „Postkartenschweiz“. Berge, Seen, Schluchten, Nationalparks – jeder Schnappschuss ein Treffer. Und wer sich an der magischen Schönheit eines Gletschers erfreuen will, der findet mit dem Aletsch in den Berner Alpen den größten in ganz Europa.
Wenig überraschend ist die Schweiz für Bergsteiger ein Paradies. Einige Beispiele für angebertaugliche Aufstiege sind: Das Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau in den Berner Alpen und noch weiter im Süden, im Kanton Wallis, das Matterhorn, der vielleicht schönste, sicher aber der charakteristischste Berg der Alpen. Den Traum der Besteigung dieser Berge kann man sich durchaus erfüllen, muss dafür aber ordentlich in die Tasche greifen.
Gut und teuer
Womit wir zu einem Problem kommen, auf das Besucher unweigerlich treffen werden: Die Schweiz ist (für Besucher) teuer. Dafür können die Urlaubsanbieter im Land nichts, es ist aber eine Realität, die sich schwerlich wegargumentieren lässt.
Diverse Studien bescheinigen der Schweiz eine hervorragende Eignung zum Urlaubmachen und das ist sicher nicht falsch. Nur kann man den Eindruck gewinnen, dass sich diese Studien vor allen an Reisende richten, die sehr viel Geld haben und eher unter sich bleiben wollen. Wem also Exklusivität, verkehrliche Anbindung, Infrastruktur und Sicherheit besonders wichtig sind, für den ist die Schweiz ein deutlich attraktiveres Urlaubsland als z.B. Italien oder Spanien. Aber eben auch nur dann.
Wer nicht über unbegrenzte Finanzmittel verfügt, dem sei als Urlaubsland vielleicht eher Österreich empfohlen. Es bietet ein ähnlich attraktives Angebot zu erschwinglicheren Preisen.
Und wohin zieht es Dich am ehesten? Lass‘ uns gern einen Kommentar hier!
Fotonachweis: © freepik

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ich war 1992 schon auf einer rundreise in der schweiz, es war wunderschön.