Der Biathlon auf Schalke ist ein logistisches Kunststück

von | 28. Jun. 2021

Eine Großveranstaltung auf die Beine zu stellen ist kein einfaches Unterfangen. Unzählige Elemente, Vorgänge und Widrigkeiten müssen eingeplant werden, um am Ende ein tolles Event feiern zu können. Der Biathlon auf Schalke meistert dieses logistische Kunststück – was auch daran liegt, dass dieses eigentlich im Winter stattfindende Event das ganze Jahr über hinweg organisiert wird.

Oft macht man sich ja gar keine Gedanken, wie ein Event eigentlich zustande kommt, wenn man erstmal dort ist. Klar explodiert da mal Pyrotechnik auf dem Konzert einer Band, die man auch im hintersten Winkel eines Stadions so gut hört, als würde sie direkt aus dem Kopfhörer kommen. Logisch, dass mehrere Zehntausende Menschen einem Fußballspiel beiwohnen können und es so ziemlich für alle genug Bier und Bratwurst an der Bude gibt. Und dass bei einem Biathlon-Event in der Schalker VELTINS-Arena so viel Schnee liegt, dass die Athleten sich dort unter Weltcup-Bedingungen messen können, erwartet man irgendwie auch, wenn man dort als Zuschauer zugegen ist.

Dass das alles nicht von magischer Hand dort platziert wurde, denkt man sich natürlich. Doch welcher Aufwand wirklich hinter so einem Event steckt – das kann man sich kaum vorstellen. Und dass dies möglich ist, liegt nur an unermüdlicher Arbeit, detaillierter Planung und einer ganzen Menge Erfahrung.

Wie kriegt man einen Biathlon nach Gelsenkirchen?

Thorsten Kramer ist als Vertriebsleiter beim FC Schalke 04 in den Bereichen Veranstaltungen, Ticketing & Services schon lange in die Organisation der „World Team Challenge“, dem Biathlon-Event auf Schalke eingebunden. Dieser Wettbewerb findet regelmäßig zwischen Weihnachten und Neujahr statt und lässt gemischte Teams aus Spitzensportlern im Biathlon gegeneinander antreten. Drumherum sorgt ein riesiges Event mit Musik, Entertainment und einem eigenen Weihnachtsdorf für gute Laune.

„Wir versuchen, um den Sport eine große Show zu kreieren, ohne den Sport in den Hintergrund zu stellen. Das macht den Biathlon auf Schalke aus – die perfekte Kombination aus Sport und Entertainment“, erklärt Kramer. Nachdem das Event auf Schalke 2020 aufgrund der Pandemie aussetzen musste und ohne Zuschauer nach Ruhpolding verlegt wurde, befindet man sich nun in der Umsetzung für das Jahr 2021: Man sei mit Blick auf die aktuelle Situation optimistisch, das Event im Winter 2021 wieder im gewohnten Rahmen stattfinden zu lassen.

Das bedeutet aber auch wieder eine ganze Menge Mühe: „Wer den Biathlon auf Schalke mal gesehen hat, der kann sich vorstellen, was das für ein enormer Aufwand ist, so ein Event im Herzen des Ruhrgebiets auf die Beine zu stellen. Die Gegend ist ja nicht als Wintersportgebiet bekannt“, erklärt Kramer.

Dementsprechend muss alles, was man für einen Biathlon auf Weltniveau so braucht, angeliefert werden. Und hier kommen unermüdliche Eventdienstleister zum Zug, die auf die unterschiedlichsten Elemente einer solchen Veranstaltung spezialisiert sind.

Seit 2002 wird der Biathlon auf Schalke regelmäßig durchgeführt. Dementsprechend viel Erfahrung konnte bereits gesammelt werden: „Es werden immer wieder Sachen verändert und verbessert, aber das Grundkonzept steht. Teilweise arbeiten wir mit Dienstleistern zusammen, die bereits seit der ersten Veranstaltung dabei sind.“

Das ist auch gut so, denn Maßarbeit ist von essentieller Bedeutung. Schließlich wird in der Arena in der Regel Fußball gespielt! Da bleiben im Winter oft nur kleine Zeitfenster, um den Biathlon und alles, was damit zusammenhängt, aufzubauen: „Man muss immer schauen, wie der Spielplan aussieht. Wenn wir Glück haben, ist das letzte Spiel vor der Winterpause ein Auswärtsspiel – dann gewinnen wir eine Woche Zeit. Wir haben aber auch Jahre gehabt, wo kurz vor Weihnachten noch ein Heimspiel war. Dann muss die Veranstaltung in weniger als zehn Tagen aufgebaut werden“, berichtet Kramer: „Dann ist es natürlich so ein bisschen wie Tetris-Spielen, weil man die Gewerke nicht einzeln arbeiten lassen kann, sondern an vielen Stellen parallel arbeiten muss.“

„Jede Großveranstaltung ist logistisch wie personell eine große Nummer“

Entsprechend wichtig ist, dass dann die Planung greift. Und die muss jede Menge Facetten berücksichtigen. Unter anderem sind unzählige LKW damit beschäftigt, verschiedene Elemente anzuliefern, die für das Event benötigt werden: Da kommen unter anderem ein Schießstand und eine Zeitmessungsanlage zum Einsatz. Im Winterdorf braucht es alles, was ein guter Weihnachtsmarkt so zu bieten haben sollte – und ein paar Extras wie Eisstockschießen oder Rentier-Rodeo. Dazu kommt das technische Equipment wie Licht, Ton und sogar Pyrotechnik, die bei der Schlusszeremonie eingesetzt wird. Und, ach ja: Schnee und Tannenbäume.

„Der Schnee ist unser wichtigstes Element“, so Kramer. Der kommt logischerweise aber erst relativ spät: „Immer so drei, vier Tage vor der Veranstaltung kommt die erste Ladung aus Neuss“. In der Skihalle Neuss hat man sich auf den Verkauf von Schnee spezialisiert und liefert den nun zu Events wie eben dem Biathlon – auch nicht einfach!

Die dekorativen Tannenbäume wachsen ebenfalls nicht zufällig aus dem Schalker Rasen, sondern müssen geliefert werden: „Wir bringen jedes Mal rund 1.500 Tannenbäume als Dekorationselemente ein. Die werden vom Weihnachtsbaumverkauf eingesammelt, wenn sie im Dezember übriggeblieben sind.“

Eine Menge Aufwand also, um den Biathlon auf die Beine zu stellen. 400 bis 500 Leute sind letztlich in den Aufbau des Events eingebunden – und am Veranstaltungstag wächst diese Zahl auf 1.500 bis 2.000 Mitarbeiter, die das ganze letztlich über die Bühne bringen: „Jede Großveranstaltung ist logistisch wie personell eine große Nummer“, so Kramer.

Mehr zum Thema Eventlogistik erfahrt ihr übrigens hier.

Die Bühne ist bereitet

Mittlerweile wird die „große Nummer“ Biathlon auf Schalke seit bald 20 Jahren regelmäßig durchgeführt. Dass es überhaupt so weit kam, geht auf den ehemalige Profi Herbert Fritzenwenger zurück, der die World Team Challenge 1992 ins Leben rief und 2002 nach Gelsenkirchen brachte. Als Gast der neu entstandenen Skihalle Bottrop sah Fritzenwenger die wenige Kilometer entfernte, ebenfalls gerade erst errichtete VELTINS-Arena – und bekam die Idee, dort seine World Team Challenge durchzuführen. „Er hat dann einfach Rudi Assauer angerufen und um einen Termin gebeten. Er soll gesagt haben: ‚Diese Idee ist so bekloppt, das machen wir jetzt‘“, berichtet Kramer.

So kam es, dass ein Event entstand, das seit Jahren für Unterhaltung und spannende Momente sorgt. Magdalena Neuner lief dort ihr offizielles Abschiedsrennen, Ole Einar Bjørndalen verabschiedete sich ebenfalls bei der WTC. Ein weiterer Höhepunkt: Das letzte Rennen der siebenmaligen Weltmeisterin und zweifachen Olympiasiegerin Laura Dahlmeier, die sich ebenfalls beim Biathlon auf Schalke von der großen Bühne verabschiedete.

Ein würdiger Ort für diese Momente – auch, weil man sich in der Planung, Organisation und Durchführung unermüdlich darum bemüht, noch besser zu werden: „Wir versuchen jedes Jahr, neue Elemente zu entwickeln“, so Kramer. Dementsprechend dürfte es auch ein Spektakel werden, wenn der Biathlon 2021 nach Schalke zurückkehrt. Und danach? Dann geht die Planung für die nächste Ausgabe los.

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Fotonachweis: © FC Schalke 04

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